Die drei Musketiere

Nach Alexandre Dumas in einer Bearbeitung von Antonio Latella und Federico Bellini  

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Theater 
Cuvilliéstheater  

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Information

Altersempfehlung
Ab 12 Jahren
Dauer
120 Minuten
Musik
Antonio Latella  
Bühne
Cuvilliéstheater  

Beschreibung

Die drei Musketiere, die eigentlich vier sind, treten auf und denken über ihr Alleinsein nach. Kann man die berühmte Formel «Einer für alle, alle für einen» mathematisch erklären? Wer ist eigentlich «der eine»? Und wer sind überhaupt «alle»? Sie verwandeln sich in ihre eigenen Diener und Pferde, stellen Dumas’ Geschichte nach – und vor allem infrage. Die Musketiere kämpfen um Leib und Leben, die Schauspieler spielen sich um Kopf und Kragen.

In seinem 1844 veröffentlichten Abenteuerroman «Die drei Musketiere» konfrontiert uns Alexandre Dumas mit einigen literarischen Unstimmigkeiten, die der italienische Regisseur Antonio Latella, seit 2017 Theaterintendant der Biennale Venedig, zum Anlass nimmt, ein Duell mit dem Stoff auszutragen. In der Tradition der Commedia dell’Arte fordern die Schauspieler ihn mit Worten, Waffen und viel italienischer Anarchie zum Kampf. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

«Freundschaft ist heute eher eine Bequemlichkeit, keine Notwendigkeit mehr im eigentlichen Sinn. Früher war sie fast wichtiger als die Beziehung zum eigenen Partner. Wenn ‹Alle für einen und einer für alle› gilt, wer ist dieser eine? Und wer sind alle, die für den einen sind? Gibt es den einen, für den alle bereit wären zu sterben? Wer ist das? In der heutigen Zeit ist es genau so, dass ich einer bin und gleichzeitig alle, und gleichzeitig einer, dem es nicht gelingt, alle zu sein. Wir wollen, aber können nicht alle gleich sein, und einander gleich sein ist auch nicht gleich ein Ganzes. Es gelingt uns nicht, ein Ganzes zu sein.» Antonio Latella

Kritiken

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Theresa
Spielmann

Theatertanten

Die Drei Musketiere ist eine dieser Geschichten, die jeder kennt, aber niemand gelesen hat. Auch ich zähle mich hier dazu. Deshalb wird die Geschichte im Cuvilliéstheater auch kaum erzählt. Vielmehr geht es um die Diener und Pferde und alle anderen Figuren. Die Musketiere sind tatsächlich nur in einer Szene: in einem Kampf.

Der Leitsatz der Inszenierung, der zugleich Gag als auch Auslöser eines dramaturgischen Exkurses ist, lautet: „Warum heißt es die drei Musketiere, wenn es doch eigentlich vier sind?“ – was ist mit dem Vierten im Bunde passiert? Von diesem Punkt ausgehend wird die Freundschaft thematisiert, doch die ernsten und tiefgehenden Minuten bleiben eben nur Minuten. Bald schon geht es lustig, tänzerisch, musikalisch und klamaukig weiter. Weil man im Theater auch einfach mal lachen darf, ohne nach einem Sinn oder Verständnis zu suchen. Wer etwas über die Tiefenpsychologie herausfinden möchte, die hinter den Musketieren steckt, ist bei dieser Inszenierung falsch. Vielleicht schafft es aber die Inszenierung aus Basel, einem diese Voreinstellung zu entziehen und jede*n Zuschauer*in zu zwei Stunden Gelächter zu verleiten – ohne viel Grübelei oder Verständnissuche.

Gespielt werden die verschiedenen Rollen von vier Schauspielern, die auf der Bühne eine körperliche Hochleistung abgeben. Sie steppen, rennen, springen, singen und so weiter. Der Abend ist durchchoreographiert und baut auf Körperlichkeit. Es macht Spaß zuzusehen. Und das soll es auch primär. Neunzig Prozent der Zeit lacht das Publikum und amüsiert sich über die Grimassen und Witze der Schauspieler, die stark von der Commedia dell’arte beeinflusst sind.

Dieser Einschlag der Commedia dell’arte hat sicherlich mit der Herkunft des Regisseurs Antonio Latella zu tun, aber stammt auch einfach aus einer langen Tradition der Komödie in Europa, die bis heute Züge der CdA beinhaltet. Die Schauspieler müssen sich an keine Regeln der Commedia dell’arte halten oder bestimmte Archetypen verkörpern, sie bedienen sich lediglich an der Körperlichkeit der Kunstform und bringen ganz natürlich ihre Witze und Gags auf die Bühne.

Eine solche Inszenierung hat das Cuvilliéstheater schon lange nicht mehr gesehen. Es ist eine Weile her, seitdem in diesem Theaterraum so herzlich gelacht wurde. Vielleicht muss sich das Münchner Publikum erst einmal daran gewöhnen und sich einfach mal wieder unterhalten lassen in dieser rot-goldenen Kitschräumlichkeit.

Theresa Spielmann   // Theatertanten
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Paulina
Wawerla

Theatertanten

Eigentlich habe ich gar nicht geplant, etwas zu der Inszenierung „Die Drei Musketiere“ zu schreiben, aber es war so genial, dass ich doch eine kleine Kritik verfassen muss.

Ich glaube, ich habe selten so viel und so doll im Theater lachen müssen, wie an diesem Abend. Mit dem Roman von Dumas hatte die Inszenierung von Antonio Latella zwar herzlich wenig zu tun, aber da ich das Buch weder gelesen, noch eine besonders ernste authentische Inszenierung erwartet habe, habe ich mich in den 2 Stunden im Cuvilliestheater wirklich sehr amüsiert.

Die vier Darsteller Nicola Mastroberardino, Michael Wächter, Max Rothbart und Vincent Glander haben von Beginn an mit so viel Spielfreude und Überzeugung den Abend gestaltet, dass ich einfach mitgenommen wurde. Egal ob sie ihre „echten“ Rollen, deren Diener oder die Pferde gespielt haben. Besonders Michael Wächter hat Grimassen und Gesichtsakrobatik gemacht, die ich noch nie gesehen habe und unbewusst im hellen Zuschauerraum versucht habe nachzumachen. Er hat unerwartet Sprüche und Witze rausgehauen, bei denen ich Theresa so laut ins Ohr gelacht habe, dass ich ein bisschen peinlich war (glaub ich).

Mein persönliches Highlight war unter anderem, wie die vier Männer als Pferde zum Radetzkymarsch über die Bühne gehüpft sind. Bei aller Lustigkeit war es auch einfach eine wahnsinnig körperliche Inszenierung, die den Vieren neben Ausdauer auch ein ungeheures Talent in Sachen Rhythmus, Timing und präziser Körperspannung abverlangt hat.

Ein Abend, der einfach guttut, an dem man ohne Fremdschämen (das habe ich sonst häufig, wenn irgendwas auf der Bühne lustig sein soll) einfach Spaß haben kann. Latella scheint wahnsinnig vielseitig zu sein. Nach der Inszenierung „Eine Göttliche Komödie Dante < > Pasolini“, welche sehr umstritten besprochen wurde – mir/uns aber sehr, sehr gut gefallen hat – hätte ich thematisch etwas anders erwartet, bin aber positiv überrascht worden. Ich freu mich auf mehr Latella und mehr von den vier Schauspielern, auch wenn sie nächstes Mal wahrscheinlich eher keine Vierbeiner mehr spielen werden.

Paulina Wawerla   // Theatertanten

Bewertungen

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Mitwirkende

Produktionsteam  

Inszenierung
Antonio Latella  
Kostüm
Simona D'Amico  
Licht
Gerrit Jurda  
Choreographie
Francesco Manetti  
Kampftraining
Francesco Manetti  
Dramaturgie
Carmen Bach  

Besetzung  

Darsteller*in
Nicola Mastroberardino  
Darsteller*in
Michael Wächter  
Darsteller*in
Elias Eilinghoff  
Darsteller*in
Max Rothbart  
Darsteller*in
Vincent Glander  

Weitere Hinweise

Hinweise
Übernahme der Inszenierung des Theater Basel
Premiere 20. Oktober 2019