Die Regisseurin Monika Gintersdorfer und der bildende Künstler Knut Klaßen entwickeln seit 2005 gemeinsam mit einem deutsch-ivorischen Darsteller*innen-Team genreübergreifende Produktionen zur kulturellen Differenz. In „Kabuki Noir“ werden die traditionellen Darstellungscodes der japanischen Theater-Tanz-Musik-Form des Kabuki mit den Codes des ivorischen Coupé Décalé und des postmodernen Tanzes konfrontiert und in ein neues hybrides Bühnenritual verwandelt. Im Gegensatz zur westlichen Aufführungspraxis werden die Inszenierungen eines Kabuki-Stücks seit Jahrhunderten nicht verändert. Dadurch bekommen die dargestellten Situationen einen rituellen Charakter und hinterlassen einen starken ästhetischen Eindruck. Glamouröse Kostüme, narrative Choreografien und Bühnenelemente bilden für Nichteingeweihte ein nur bedingt entschlüsselbares Vokabular. Gintersdorfer/Klaßen greifen dieses homogene Repertoire auf und besetzen es mit ihrem Darsteller*innen-Team neu – mit einem Willen zur Formbildung für ein Theater flacher Hierarchien. In einer kulturellen Aneignung von unten werden politische, spirituelle und komische Szenen aus dem klassischen Kabuki Ausgangspunkt für eine Erzählung über sichtbare und unsichtbare Grenzziehungen unserer Zeit.
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