Der Schuhplattler ist ein uralter Tanz aus dem Ostalpenraum, der sich durch charakteristische Handschläge auf Oberschenkel und Schuhe auszeichnet und traditionell nur von Männern getanzt wird. Die Idee von alten Volkstänzen, die bis heute als populäre Phänomene überlebt haben, beschäftigt den italienische Choreografen Alessandro Sciarroni. Für die Produktion FOLK-S schickt er eine Gruppe von Schauspieler*innen und Tänzer*innen aus dem zeitgenössischen Tanz nach Südtirol, damit sie sich die komplizierten Schritte des Schuhplattlers aneignen können. In FOLK-S wird der Schuhplattler im Aufführungsraum rekonstruiert. Dadurch geografisch und kulturell dekontextualisiert, verlagert sich der Fokus auf die Regeln und die Form des Tanzes, auf Rhythmus, Strenge und Klarheit. Dabei ist die Auseinandersetzung mit Zeit elementar: da sich die Aufführung von FOLK-S immer auch als Übung versteht, gibt es keine festgelegte Länge. Durch die Wiederholung der Praxis bis an die Grenzen der physischen Ausdauer werden Obsessionen, Ängste und die Fragilität der Aufführung aufgedeckt. Für die Interpret*innen von FOLK-S gibt es keine andere Zeit als die Gegenwart, hypnotisiert verlieren sie sich in ihrem Ritual und ziehen uns in ihren Bann.
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