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Information

Altersempfehlung
Ab 14 Jahren
Sprache
Deutsch
Bühne
Residenztheater  

Beschreibung

Aus dem Nichts hat Ephraim Cabot seine Farm in Neuengland durch harte Arbeit im Schweiße seines Angesichts geschaffen und hält seine drei Söhne mit puritanischer Strenge zur Arbeit an. Anstatt das Werk der gemeinsamen Mühen nun an die nächste Generation weiterzugeben, präsentiert der Witwer den längst erwachsenen Kindern die junge Abbie als seine Braut und setzt damit eine Tragödie von antiker Wucht in Gang: Während die älteren Brüder die Hoffnung, den Vater zu beerben, vollends aufgeben und dem Ruf des Goldes nach Kalifornien folgen, entsteht zwischen dem jüngsten Sohn Eben, seinem Vater und seiner Stiefmutter eine verhängnisvolle Dreieckskonstellation – auch Abbie erhebt Ansprüche auf die Farm, die Eben mit allen Mitteln zu verteidigen bereit ist. Die sexuellen Energien, die sich zwischen den Gleichaltrigen Bahn brechen, machen den Sohn wiederum zum erbitterten Konkurrenten seines Vaters, der seine Macht bis über den Tod hinaus nicht abgeben will. Schließlich gehen Begehren und Gewalt eine explosive Symbiose ein.

«Das Glück liegt genau vor deinen Füßen, brauchst es nur aufzuheben.»

Der Nobelpreisträger Eugene O’Neill untersucht in «Gier unter Ulmen», uraufgeführt 1924 in New York, wie unterdrückte Begierden und fehlende Empathie zu Verrohung und Einzelkämpfer*innentum führen. Der in Russland geborene Regisseur Evgeny Titov stellt sich mit dieser Inszenierung erstmals dem Münchner Publikum vor.

Kritiken

Biblisch, archaisch, monochrom: Bei Evgeny Titov ist "Gier unter Ulmen" eine steinharte Tragödie

Evgeny Titov, geboren 1980 in Kasachstan, ließ auf die Homepage des Residenztheaters ein Statement stellen: "Der Angriffskrieg gegen die Ukraine ist eine furchtbare Katastrophe! Das Blutvergießen unserer ukrainischen Brüder ist eine Schande für jeden Russen! Und ich möchte nicht, dass nun jeder Russe als Unterstützer dieses Krieges verdächtigt wird! Tausende und Abertausende von Russen protestieren in vielen Städten Russlands, überwinden ihre Angst und riskieren ihr Leben, das Leben ihrer Kinder und Angehörigen!" Titov ist der Regisseur von "Gier unter Ulmen".

Macht Kroetz sich übers Geschlechtliche lustig, ist es bei O'Neill der Urgrund einer Katastrophe. Doch die herrscht schon, wenn es losgeht: Die Bühne von Duri Bischoff zeigt nicht den Hof des alten Ephraim Cabot, sondern eher dessen Ruine, eine schroffe Felsszenerie. Die beiden älteren Söhne hocken um ein Feuer herum, verblödete oder traumatisierte Gestalten, die Simon Zagermann und Niklas Mitteregger mit falschem Gebiss und linkischen Bewegungen als verlorene Kreaturen spielen. Die beiden wollen weg, in den Westen, Gold suchen, sie verschwinden auch bald und tauchen erst beim Schlussapplaus wieder auf.

Dieses Verschwinden ist nicht die einzige Seltsamkeit in O'Neills Stück. Es ist ein Dreiecksdrama zwischen dem alten Patriarchen Ephraim Cabot, seiner neuen, dritten, jungen Frau Abbie und seinem jüngsten, schönen Sohn Eben. Allein bei der nüchternen Beschreibung dieser Konstellation ahnt man, was passieren wird. Und es passiert. Erst ist da die Gier des Alten nach seiner jungen Frau, dann bricht eine schmerzvolle Leidenschaft zwischen Abbie und Eben aus, ein Kind wird geboren, und Abbie bringt es brutal um, weil sie in bizarrer Verzweiflung glaubt, es stünde der Liebe zwischen ihr und Eben im Weg. Und hinter alldem lauert die Gier nach Besitz, nach dem Hof, von dem Eben überzeugt ist, der gehöre ihm, als Erbe seiner toten Mutter, die als Geist durch die Aufführung wandert: Dora Garcidueñas singt die Abschiedsarie der Dido aus Purcells Oper; das "Remember me" ist an ihren Sohn gerichtet.

Im Text kann man vielleicht noch ein paar Subtilitäten entdecken, in der Aufführung macht Titov denen den Garaus. Dröhnende Blacks separieren die Szenen, dazwischen drängt Titov alle Schauspieler zu monochromen Figuren, alles ist biblisch, archaisch, frei von Nuancen. Oliver Stokowski ist ein durch und durch eisenharter Patriarch, Noah Saavedra ein ewig verzweifelter Schwärmer. Und Pia Händler vom ersten Auftritt an nur laszive Gier. Titov arrangiert ihren Leib einmal wie zu einem symbolistischen Gemälde; das ist seltsam schön, rettet einen aber auch nicht aus diesem grob zurechtgezimmerten Theatermuseum.

Egbert Tholl   // Sueddeutsche Zeitung

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Veranstalter
Residenztheater