Emmi ist über 60, Witwe, lebt allein, bis sie den 20 Jahre jüngeren Ali kennen und lieben lernt.
Ali ist Araber. Das löst in der Familie und Umgebung tiefe Abneigung aus. Doch Emmi stemmt sich gegen alle Konvention und den drohenden Verlust, sie heiratet Ali.
Die neu erreichte Akzeptanz von außen bewirkt bald neue Konflikte, Ali zieht sich wieder in sein eigenes kulturelles Umfeld zurück - und zeitweilig auch zu seiner früheren Geliebten, der Wirtin Barbara.
Erst als Emmi Ali wieder findet, erkennt sie ihre eigene Unzulänglichkeit, doch Emmi gibt nicht auf.
Josef Rödl inszenierte Rainer Werner Fassbinders Filmklassiker "Angst essen Seele auf" (1974) als konzentriertes, atmosphärisch ungeheuer eindringliches Kammerspiel.
Wenn der Abend trotz dieses thematischen Hintergrundes anrührend zarte, ja sogar komische Momente bietet, liegt das zum einen daran, dass der Regisseur den Tonfall zwischen Realismus und Künstlichkeit mit der Sicherheit eines Hochseilakrobaten balanciert.
Auf der schlichten schwarzen Bühne mit ein paar schwarzen Würfelhockern und Alltagsrequisiten ist jeder Satz wie ein Sprachpräparat ausgestellt, aber sofort wieder erkennbar.
Mit minimalen Mitteln öffnet Josef Rödl maximale Räume. Im klassischen Stil konzentriert auf die Figuren gelang optimale Fokussierung auf das Wesentliche.
Rödl zeichnet mit der Inszenierung fein subtile Bilder von durchdringender Kraft. Wie aus allen Zeiten gefallen und damit eindeutig zeitlos gültig.
'Angst essen Seele auf' am Zentraltheater. Rassismus, Fremdenhass, Ressentiments - alles so salonfähig geworden, wie die Figuren in Fassbinders Film damit umgehen. Gleichwohl wirkt die harte Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren im Film heute so notwendig wie kontraproduktiv.
Da kann es die Bühne besser.
Das zeigt Josef Rödl im Zentraltheater. Camp und Cuicuffo gelingen viele Szenen klarer, schärfer sogar rührender, als die im Film. Neben ihnen brillieren Kathrin von Steinburg (...) und Peter Rappenglück in präzisen Miniaturen verschiedener garstiger Figuren, dazu kommen Christina Baumer und Mitglieder des Bürgerchors.
Zwei Ertrinkende in einem Meer des Hasses. Sarah Camp und Michele Cuciuffo als Emmi und Ali.
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