Das Theater am Sozialamt -kurz TamS- ist ein Privattheater in München. Seine erste Premiere feierte es am 27. Januar 1970 in einem alten, zuvor selbst umgebauten Brausebad im Stadtteil Schwabing. Das charmante Hinterhoftheater gilt als eine der wenigen experimentellen Bühnen, die seit ihrer Gründung während Münchens kultureller Aufbruchszeit (Ende der 1960er bis 1970er Jahre) überlebt haben. Zu verdanken ist dieser Umstand vor allem dem programmatischen Alleinstellungsmerkmal des Theaters: eine Mischung aus absurden, literarischen und politischen Theater; Zum 50. Geburtstag im Januar 2020 wurde das TamS von zahlreichen Medien als mittlerweile anerkannte kulturelle Adresse und Institution der bayerischen Landeshauptstadt gewürdigt.
Geschichte
Die Geschichte des TamS geht auf seine beiden Gründer Philip Arp und Anette Spola zurück. Als Pantomimen hatten die beiden bereits reichlich Bühnenerfahrung gesammelt. Ende der 1960er Jahre suchten sie nach neuen Aufgaben, nach einem eigenen Haus samt Bühne und neuen Spielformaten. Ersteres fanden sie in der Haimhauserstraße 13a in Form eines ausgedienten städtischen Brausebads. Eigenhändig und mit viel freundschaftlicher Hilfe erweckten sie es nun als Theater zu neuem Leben. Inhaltlich sollte ihr Theater mehr experimentell als ideologisch, mehr selbstfindend als vorprogrammiert ausgerichtet sein.
Zu den Anfängen des Theaters zählte auch eine Galerie. Noch vor der ersten Theater-Premiere eröffnete sie im September 1969. Und bereits ihre zweite Schau war die erste Einzelausstellung des Malers Friedrich G. Scheuer. Bis heute blieb er seither dem Haus treu, mit etlichen Vorträgen, Schriften und seinem philosophischem Scharfsinn, der das Theater in seinen ersten Jahrzehnten ausgiebig reflektierte. Ausgestellt wurden zudem Werke von Arnulf Rainer und Ernst Fuchs, sowie Zeichnungen und Karikaturen von Luis Murschetz und Ivan Steiger. Hinzu kamen absurd-hintergründige Ausstellungen von Philip Arp im Rahmen seiner Valentinaden (s.u.), so die “Breznausstellung” (1972) oder die “Komikkeramik”-Ausstellung.
Das neue/alte Haus, von dessen Vergangenheit als Brausebad noch heute eine imposante Heizungsanlage im Foyer zeugt, steht mittlerweile unter Denkmalschutz (2018). Ein Jahr später wurde auch das Theater Bestandteil des Baudenkmals. Auf kleinstem Platz mit langer, wenngleich gering tiefer Bühne bietet es über 70 Gästen Platz. Geführt wird das Haus heute von Anette Spola und Lorenz Seib (Stand Juli 2020).
Neben dem Hauptgebäude im Hinterhof wird seit 2009 auch die direkt an der Straße angrenzende Garage genutzt. Ehemals in Diensten der Schwabinger Feuerwehr und ihrer Gerätschaft bietet sie heute ausreichend Platz für saisonale Bühnenformate oder Kunstausstellungen. Erstmals wurde in ihr das Sommertheater erprobt. Dank der besonderen Garagensituation, die von innen den Blick auf die reale Alltagswelt ermöglicht konnte auch diese ins Theatergeschehen mit einbezogen werden. Im Winter verhält es sich umgekehrt. Dann wird die Garage zum Schauplatz eines besonderen Adventskalenders, wenn sich die Garagentür öffnet und das Publikum von der Strassenseite aus Einblick in eine besondere Weihnachtskrippe und ihre grotesken Geschichten erhält.