Oasis de la impunidad

Eine Untersuchung zu den Ursprüngen und Mechanismen von Gewalt  

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Schauspiel 
Schauspielhaus  

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Information

Dauer
90 Minuten
Sprache
Spanisch, Kastilisch
Weitere Sprache (an bestimmten Terminen)
Deutsch
Übertitel in
Englisch
Bühne
Schauspielhaus  

Beschreibung

In geheimnisvollen Zuckungen bewegen sich acht Körper über die Bühne. Sie marschieren, trainieren und feiern – doch bleibt unklar, ob Leid oder Freude, Stolz oder Angst aus ihren Bewegungen spricht. Gemeinsam bilden sie einen Polizeikörper, ein mechanischer und krampfenden Organismus, der sich aus streng disziplinierten Körpern zusammensetzt. Sie durchlaufen eine Erziehung zur Gewalt gegen sich und andere — und was einmal in den Körpern eingeschrieben ist, durchzieht alle Ebenen des Seins und Lebens. Ordnung wahren! lautet das Gebot. In einem abstrakten Museumsraum treffen sich Polizist*innen, Opfer und fantastische Figuren des Bösen zu einem schaurigen Karneval.

Oasis de la Impunidad ist eine Studie über die Körper auf der Straße, als Objekte, aber vor allem auch als Subjekte von Gewaltausübung. Wie wird Macht in Formen von biopolitischen Strategien, Überwachung und Unterdrückung umgewandelt, die den menschlichen Körper verletzen, verstümmeln und profanieren? In grotesken und gespenstischen Landschaften vollzieht Oasis de la Impunidad dabei ein Ritual der Beichte, Sühne und Denunziation.

Marco Layera und seine Kompanie La Re-sentida (The Resentful) entwerfen eine choreographische Skizze über die Natur der Gewalt. Die Untersuchung der systemischen und individuellen Beweggründe für Gewalt und der Verantwortung für dessen Folgen nimmt insbesondere die Seite derjenigen in den Blick, die Gewalt ausüben. Wie verknüpfen sich individuelle Überzeugung und gewaltvolle Disziplinierung? Wer zieht im Hintergrund die Fäden? Kann es dort Gerechtigkeit geben, wo immer Straflosigkeit geherrscht hat? Das Stück verhandelt dabei die Frage nach der legitimen und angemessenen Anwendung von Gewalt in einer Demokratie: Wer nutzt und wer kontrolliert das Gewaltmonopol des Staates?

Als Modellvorhaben zur Arbeit in internationalen Konstellationen konnte das Stück in Santiago de Chile, im Rahmen des künstlerischen Forschungsfeldes “Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart” der Münchner Kammerspiele, geprobt werden. Vorangegangen war ein Theaterlabor auf das sich über 500 Menschen aus Kunst und Zivilgesellschaft aus ganz Chile beworben hatten, von denen 200 Personen zu Workshops eingeladen worden sind. Die Erfahrungen und Erzählungen dieser Menschen sind der Ausgangspunkt für diese Stückentwicklung, die Ursprünge undc Auswirkungen von Gewalt untersucht.

Marco Layera:
„Wir haben weder die Absicht, noch sind wir der Meinung, dass wir das Geschehen auf der Straße territorial und symbolisch auf eine Bühne verlagern sollten. Das, was dort geschieht, wörtlich zu nehmen oder die semiotischen und semantischen Ressourcen zu reproduzieren, wäre ästhetisch und ethisch unangemessen. Auch soll der Theaterbesuch nicht zu einer Demobilisierung der Proteste auf der Straße führen.
Das Theaterpublikum ist nicht dazu eingeladen, Zeuge dessen zu werden, was auf der Straße passiert. Umgekehrt fordert die performative Kraft dessen, was draußen geschieht, uns als Theatermacher*innen heraus und versetzt auch uns in einen Zustand der Krise. Sie verlangt von unserer Kunst, sich neu zu erfinden, um an sozialen Prozessen mitwirken zu können. Die Kunst ist herausgefordert, ihre subversive und transformative Fähigkeit (wieder)zuerlangen, und lädt uns als Künstler*innen dazu ein, einen Schritt ins Unbekannte und Ungewisse zu wagen, uns zu verirren, Risiken einzugehen und uns in ständige Gefahr zu begeben. Oasis de la Impunidad ist ein künstlerischer Essay, der der Realität nichts schuldet, sich ihr aber absolut verpflichtet fühlt.“

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Weitere Hinweise

Hinweise
Eine Produktion von Teatro La Re-sentida und den Münchner Kammerspiele in Koproduktion mit Matucana 100 und der Schaubühne am Lehniner Platz
In Kooperation mit der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und mit Mitteln des Bundesfinanzministeriums.
Mit freundlicher Unterstützung durch das Goethe-Institut und das Instituto Cervantes München.